Albin Zollinger - um 1937
I Ode an die Himmelsbläue
II Salzsee
III Dichter in dieser Zeit
IV Nachherbst
Sopran, Altfl, Ob d'am, Vla, Vc
Albin Zollinger (1895 – 1941) ist eine ganz eigene Stimme innerhalb der schweizerischen Literaturszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In bloss zwölf Jahren nach 1929 schrieb er vier Romane, eine beträchtliche Reihe von Erzählungen und – mit nachhaltigster Wirkung – vier Gedichtbände. Dazu kamen kulturkritische Texte, mit denen er sich auch politisch exponierte. Er war zeitweise Herausgeber einer diesbezüglichen Zeitschrift.
Sein Roman Pfannenstiel (1940) hatte einen gewissen Einfluss auf Max Frisch (bis zu dessen Stiller). In zwei mehrbändigen Werkausgaben (1961 ff. und 1982 ff.) ist sein Werk, auch biographisch, gut dokumentiert. Seine Lyrik wurde und wird viel bewundert, aber selten in ihrer Spannweite wahrgenommen.
Albin Zollinger – um 1937 reflektiert diese Lyrik in vier knappen Sätzen:
Das Gedicht Ode an die Himmelsbläue ist nicht einfach ein Blick ins Unendliche. In fast atemlosem Zeitraffer rast die Ode durch menschliche Zeitgeschichte, rondoartig immer wieder zum Blick in die Himmelsbläue mündend.
Salzsee benennt darauf ein Ende des Fruchtlandes, eine beklemmende Vision.
Dichter in dieser Zeit wurde am 13. März 1938 geschrieben, als die Nachricht eintraf vom deutschen Einmarsch in Österreich.
Nachherbst, ein später Gang in den Wald, fasst in bloss vier Strophen Wort für Wort nahe Anschauung und abgründige Visionen auf engstem Raum zusammen in ebenso strenger wie ungezwungener Form.
Die vier Gedichte stammen alle aus demselben Gedichtband Stille des Herbstes, den Zollinger in ganz kurzer Zeit, nach dem Scheitern seiner Zeitschrift, niedergeschrieben hat.
«Stille» ist hier in einer ganz weiten, auch bedrohlichen Bedeutung aufgefasst.
R. M. Sept. 2018 / red. KGM 28.4.21
Swiss Chamber Concerts - Terra Holliger:
Sarah Wegener, Sopran
Felix Renggli, Altflöte
Heinz Holliger, Obe d'amore
Jürg Dähler, Viola
Daniel Haefliger, Violoncello