HALL - mit Gegenstimmen
I Einstimmung
II Nachtspaziergang (Hommage à Halldor Laxness)
III Fünf Steine (mit Nachklängen)
IV Liedergestrüpp (Hommage à Snorri Sturluson)
V Ausklang
Vla, Vc, Klav
Der Auftrag des Mondrian Ensemble wurde verdankenswerterweise ermöglicht durch Beiträge der UBS-Kulturstiftung und der Richard Lewinsohn/Morus-Stiftung.
HALL - mit Gegenstimmen ist dem Mondrian Ensemble Basel gewidmet, welches das Werk in Auftrag gegeben hat.
Seit Haydns Spitzenwerken für Klaviertrio hat diese Gattung nach Hunderten von Beiträgen ihren Reiz für die Komponisten kaum eingebüsst. Es war mir immer ein Rätsel, warum fast niemand bis jetzt Lust verspürt hat, eine kleine (?) Variante mit Bratsche an Stelle der Geige auszuprobieren.
Im Lauf der Arbeit bin ich freilich immer wieder in Situationen geraten, die mich auf einige der mögliche Gründe aufmerksam machten. Die Probleme lagen aber weniger bei den Streichinstrumenten als in den überklaren traditionellen Klängen des Klaviers, die sich nicht so recht in die zarte Schattenwelt der tiefen Streicher locken lassen wollten. Erst mit dem Herausarbeiten randständiger Klavierklänge (Resonanzen, «verstimmte» Obertöne auf sanft präparierten tiefsten Saiten) ergaben sich für mch Berührungsorte zu den Streichern, die ihrerseits − durch die den natürlichen Flageoletten eigene Intonation und mit zwei mikrointervallischen Saitenverstimmungen − aus ihrem gewohnten Rahmen heraustreten.
Wie viele meiner Arbeiten geht auch diese von einem programmatischen Hintergrund aus, den ich nicht zu verschweigen brauche: einem starken Island-Erlebnis des letzten Sommers, dieser unvergleichlichen, frischen Landschaft, einer alten, sagenumwobenen Geschichte und gegenwärtigen Menschen, die allen Schwierigkeiten mit Mut und verblüffender Direktheit entegegentreten. Nicht zu vergessen eine Fauna, die − zum erstenmal seit ich komponiere − mit einigen stilisierten Vogelstimmen unmittelbar in meine Musik eingedrungen ist (zweiter Abschnitt Nachtspaziergang). Durch das Liedergestrüpp des vierten Abschnitts geistern ferner ganz frei einige Dreiton-Melodien, wie sie noch heute in alten epischen «Rimur»-Gesängen weiterleben.
Roland Moser, im Februar 2010
Mondrian Ensemble:
Daniela Müller, Violine
Petra Ackermann Viola
Martin Jaggi Violoncello
Stefka Perifanova Klavier, als Gast