Inbilder
10 Blechbläser: 4,2,3,1, 8 Vl, 2 Schlgz, Akkordeon
Auftrag des WDR Köln (Heinz Holliger)
Die Basstuba, das Akkordeon und die beiden ersten Geigen sind quasi solistisch; auch die beiden Schlagzeugpartien - vor allem ein unbegleitetes virtuoses Duo, das mit den Fingern gespielt wird - sind recht anspruchsvoll.
Heinz Holliger gewidmet
Hat sich früher jede Epoche ihre eigenen Orchester geschaffen - von Lullys Vingt-quatre Violons du Roy bis zu Mahlers Symphonie der Tausend - so haben wir die heutigen Orchester gleichsam als Erbstück erhalten. Ein wundervolles Erbe, aber eben doch von längst vergangenen Zeiten geprägt. Suchen wir nach neuen Klängen, so brauchen wir vielleicht auch ganz andere Besetzungen, was in der Regel grosse Probleme verursacht oder unmöglich ist. Deshalb haben - übrigens schon seit Strawinskij - etliche versucht, auf das sinfonische Gleichgewicht mit seinen etwa fünfzig Streich- und dreissig Blasinstrumenten, das von der Tiefe zur Höhe sich schön regelmässig verdichtend aufbaut, zu verzichten, um durch Weglassung ganzer Instrumentengruppen neue Klangperspektiven zu erlangen.
Im Laufe der letzten zwanzig Jahre habe ich mehrere Orchesterwerke geschrieben, in denen immer wieder andere Instrumentengruppen ausgespart sind. Die Komposition Inbilder ist für bloss 21 Instrumente konzipiert, die aber nicht etwa ein Kammerorchester bilden: Dem vollständigen Blechbläsersatz eines mittleren Orchesters sind lediglich acht Violinen entgegengestellt, ergänzt durch zwei Schlaginstrumentengruppen und ein in diesen Kreisen noch nicht heimisches Akkordeon. Es übernimmt zusammen mit zwei Geigen, der Basstuba und dem Schlagzeug manchmal solistische Aufaben.
Inbilder, zur reinen Vorstellung kondensierte Bilder, die wir in uns tragen, wollen nicht benannt oder gar besprochen sein. Vielleicht gelingt da oder dort eine Evokation. Die etwa zwanzig Minuten dauernde Musik besteht aus zehn sich ohne Pausen folgenden Abschnitten, von denen sich jeder aus einem ganz eigenen Klang entwickelt. Das Werk ist Heinz Holliger gewidmet.
Roland Moser, Programmtext zur Uraufführung am 27. April 1997
Köln, 25. April 1997
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Leitung: Heinz Holliger