Sein und Meinen, eine kleine Studie zu Parmenides
Doppelauftrag des Münchener Kammerorchesters und der Kammerorchesters Basel
Die Musik bezieht sich auf das fast 2500 Jahre alte berühmte Gedicht des vorsokratischen Philosophen Parmenides von den zwei Wegen der Erkenntnis: einer absoluten Setzung und der relativierenden Erfahrungen. In einer rasanten Fahrt lässt sich der erkenntnishungrige Philosoph von einem Stutengespann zur Göttin Dike führen, welche ihm die zwei Wege aufzeigt: den für Menschen nicht verständlichen von der Wahrheit des Seins
«...unbeweglich/unveränderlich, ... ohne Anfang, ohe Aufhören - dass man es erkennt, ist dasselbe wie es das ist»
und den dem irrenden Menschen offenen zweiten Weg des Meinens durch Erfahung täuschender Sinne und widersprüchlichen Denkens
«... darum ist alles Name, was die Sterblichen angesetzt haben, im Vertrauen darauf, es sei wahr: Entstehen und Vergehen, Sein und Nichtsein, den Ort wechseln und die leuchtende Farbe ändern.»
Insbesondere hat Karl Popper (insbesondere in seinem posthum erschienenen Buch Die Welt des Parmenides - Serie Piper 4071) auf die Bedeutung dieses zweiten Wegs verwiesen, den die Verächter blossen Meinens seit je gerne ignoriert haben.
Das Orchester besteht aus 22 Solo-Streichern, zwei Klarinetten, zwei Hörnern, Harfe, Pauken und kleinem Schlagzeug. Der Bezug zum Gedicht ist weniger illustrativer als gedanklicher und konstruktiver Art. Sie führt zunächst vom Allgemeinen ins Besondere (oder in Paul Klees Worten vom Dividuellen ins Individuelle), das sich gegen das Ende in einer Art Reigen wieder zu seinem Organismus fügt, ohne Bestätigung, freilich. Das Spiel geht von einem einzigen Akkord aus, durch den alle äusseren Gegensätze insgeheim verbunden sind.
Das Werk entstand 2008/09 im Auftrag der beiden Kammerorcheser von München und Basel.
https://www.youtube.com/watch?v=Ml73ywBtmDw&t=51s
Basler Kammerorchester, Live-Aufnahme
April 2009 Münchener Kammerorchester, Leitung Alexander Liebreich
Jan. 2010: Kammerorchester Basel, Leitung Kristjan Järvi