Streichsextett in zwei Sätzen
I passionato für zwei Trios
II tranquillo für drei Duos
2 Vl., 2 Vla., 2 Vc.
Auftrag der Tonhalle-Gesellschaft Zürich
Aufstellung:
I passionato für 2 Trios, das 2. etwas nach hinten versetzt
II tranquillo für 3 Duos (in traditioneller Aufstellung)
Dem Streichsextett Zürich gewidmet
Im Gegensatz zum Streichquartett, aber auch zu Trios und Quintetten, die in ununterbrochener Tradition von der Frühklassik bis zur Gegenwart reichen, ist das Streichsextett eine späte Blüte der ausgehenden Romantik. Der üppige Klang dieses Ensembles reizte Brahms, Dvořak, Tschaikowsky und den frühen Schönberg, wogegen die ausladendem Dekor eher abgeneigten Komponisten des 20. Jahrhunderts diese Gattung meist gemieden haben.
Der Auftrag der Tonhallegesellschaft Zürich, ein Streichsextett zu schreiben, war deshalb eine ganz ungewohnte Herausforderung, die mich reizte.
Um nicht dauernd im satten Klang der sechs Streicher zu schwimmen, löste ich das Ensemble in kleinere Gruppen auf:
Im ersten Satz sitzen zwei Trios in gleicher Besetzung hintereinander, die nicht nur durch ihre Placierung, sondern auch auf die Art, in der ihr Spiel aufeinander bezogen ist, eine gewisse räumliche Tiefenwirkung erzeugen.
Im zweiten Satz werden die sechs Instrumente vereinigt: zunächst spielen sie in drei gleichartigen Duos (zwei Celli, zwei Geigen, zwei Bratschen) scheinbar unabhängig voneinander, später werden sie alle in die gleiche Bewegung hineingezogen, bis sie zu einem zehnstimmigen Kanon zusammenwachsen.
Der erste Satz (passionato) besteht aus vierzehn ganz kurzen gegensätzlichen Abschnitten, gleichsam Momentaufnahmen, während der zweite (tranquillo) zur Einheit tendiert.
Aussermusikalische Vorstellungen haben mich auch bei dieser Arbeit begleitet, aber für einmal sei nichts darüber mitgeteilt; Hörerinnen und Hörer mögen eigenen Assoziationen nachgehen oder einfach den Klängen folgen.
Roland Moser (1987)
Streichsextett Zürich mit
Primož Novšak, Violine
Eiko Furusawa, Violine
Michel Rouilly, Viola
Shigeru Onozaki, Viola
Wolfgang Bogner, Violoncello
Christoph Bürgi, Violoncello