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Franz Schubert / Roland Moser Symphonie-Fragment D-Dur D 936 A

Gattungen
Orchester
Werkgruppen
Bearbeitungen bzw. Ergänzungen fremder Werke
Ein Versuch zwischen Orchester- und Kammermusik (1828; 1982/2021)

Teile

I   Allegro

II  Andante

III Scherzo (Streichquintett)

Jahr
2021
Dauer
35'
Besetzung

Allegro und Andante: 
2.2.2.2 -  2.2.3.0 - Pauke - Streicher

Scherzo:
Streichquintett: Vl 1 / Vl 2 / Vla / Vc1 / Vc2

Varianten

Der Mittelsatz Andante wurde bereits 1982 komponiert.

Siehe Werkeintrag Andante
 

Beschreibung

zu Franz Schubert, Symphonie-Fragment D-Dur D 936A – ein Versuch zwischen Orchester- und Kammermusik

Wie kann ein nicht vollständiges Werk einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden?

Ein unvollendetes Bild hat für Betrachtende einen grossen Reiz; ein Textfragment – etwa von Hölderlin – kann Gedanken auslösen nach Herkunft und möglichem Ziel; eine musikalische Skizze ist schwieriger zu vermitteln, wenn sie nicht bloss gelesen, sondern aufgeführt und gehört werden soll. In die Fusstapfen des Komponisten zu treten und «stilecht» zu komplettieren ist eine oft gewählte Herangehensweise. Eine andere, transparentere wäre, Ergänzung und Bearbeitung auch hörbar zu machen, ohne das Original zu zerstören.

Franz Schubert schrieb in den letzten Wochen seines kurzen Lebens an einer Symphonie in D-Dur (D 936A). Erhalten sind zwölf grosse, zweizeilig eng geschriebene Seiten mit drei Sätzen: einem ersten mit zwei Anfängen bis zum mittleren Doppelstrich und danach nur einem rätselhaften Schluss zwischen Trauer und virtuosem Übermut.  Der zweite, ein Andante in h-Moll erscheint fast nackt, ohne übliches Beiwerk, mit einem nachträglich durchgestrichenen Schluss. Der dritte Satz ist «Scherzo» überschrieben, aber in völlig neuer Sicht durchgeführt, ohne die üblichen Wiederholungen, in einem sich fortlaufendend entwickelnden polyphonen Satz. Von einem Finale fehlt jede Spur.

Der Bearbeiter wählte für jeden Satz eine andere Art, das Fragmentarische spürbar zu machen. Die komplette Exposition des ersten Satzes entspricht Schuberts früherer Instrumentationsweise. Statt der fehlenden Durchführung bildet eine neu komponierte leise, dünn instrumentierte Brücke den Übergang zu einer zunächst immer noch im Schatten liegenden kürzeren Reprise. Die Coda folgt wieder ganz Schuberts Schreibweise. Im traumhaften Andante wurden keine Stimmen für Übergänge hinzugefügt. Einzig eine kleine, nachträglich von Schubert eingefügte Fis-Dur-Episode wurde klanglich etwas hervorgehoben. Die durchgestrichene Coda wird bloss von einem einfachen Streichquartett gespielt. Daran anschliessend wird der polyphone Scherzo-Satz an Stelle des Orchesters bis zum Schluss durchgehend von einem Streichquintett (mit zwei Celli) ausgeführt.

Der Dirigent legt also bereits vor dem Schluss des Andante seinen Stock nieder und hört - wie das ganze Orchester - bis zum Ende den Solostreichern zu. Aus dem Gemälde wird eine Zeichnung.

                                                                                                                            R.M. 20.April 2021

Uraufführung
folgt im Sommer 2021
Besetzung der Uraufführung

Kammerorchester Basel
Leitung: Heinz Holliger

Verlag
Ms.